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Einstein war wohl der bekannteste
Mann Amerikas zu jener Zeit. Peter A. Bucky erinnert sich*.
"Einstein wies stets jegliche bevorzugte Behandlung weit von
sich. Obwohl ihm z.B. nur drei Wochen nach seiner Ankunft in der
Neuen Welt die Ehrenbürgerschaft der Vereinigten Staaten angetragen
wurde, bestand er darauf, wie jeder andere fünf Jahre zu warten.
Diese Haltung war tief in ihm verwurzelt und seinen guten Bekannten
wohlvertraut.
Einmal, als er unsere Familie in New York besuchte, fuhren wir in
unserem Kabriolett durch die Bronx. Das unverkennbare lange Haar
flatterte im Wind, als wir flott durch die Straßen der Stadt
fuhren, und als wir an einer Gruppe von Leuten, die auf dem Gehweg
stand, vorbeikamen, rief eine Frau plötzlich den anderen zu:"Seht
doch mal, da fährt Mahatma Gandhi!" |
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Den Professor herumzufahren war
immer ein Abenteuer, nicht nur wegen der angeregten Unterhaltungen,
sondern auch wegen der amüsanten Zwischenfälle, die sich
irgendwie immer ereigneten. Einmal sollte Einstein in Princeton
eine Vorlesung halten, und ich fuhr in von New York aus dorthin.
Auf der New Jersey Turnpike, einer Schnellstraße, erhöhte
ich die Geschwindigkeit, um Einstein zu beruhigen, der schon befürchtete,
zu spät zu kommen. Ein Polizist winkte uns heran. Doch sobald
der Beamte EInstein sah, rief er ganz verlegen aus:"Oh, ich
bitte um Entschuldigung, ich wußte nicht, dass Sie den deutschen
Botschafter im Wagen haben." Anscheinend kannte der Mann Einsteins
Gesicht aus der Zeitung, konnte sich wohl auch an das Land erinnern,
aus dem er kam, und brachte ihn in diesem Zusammenhang mit Deutschland
in Verbindung. Obwohl wir also davongekommen waren, fühlte
sich Einstein beleidigt, mit den Deutschen in Zusammenhang gebracht
zu werden, da er vor den Nazis in Deutschland hatte fliehen müssen. |
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Sogar in einem fahrenden Auto auf
offener Landstrasse war es für Einstein schwierig, sich vor
dem Rampenlicht zu verbergen. Bei einer anderen Gelegenheit, als
ich wieder einmal über die New Jersey Turnpike fuhr, sah ich
im Rückspiegel einen Motorradpolizisten näherkommen. Dieses
Mal hatte ich mich völlig korrekt verhalten. Der Polizist winkte
uns rechts heran und kam zum Wagen mit der Frage: "Sind Sie
Professor Einstein?" Als Einstein nickte, fuhr er fort: "Es
tut mir leid, Sie gestoppt zu haben, Professor, doch da ist ein
dringender Anruf für Sie aus New York." Er eskortierte
uns dann zur nächsten Telephonzelle und wählte die ihm
von New York angegebene Nummer. Das Ganze erinnerte an ein Szenario
aus George Orwells "1984": Der >Große Bruder<
schien allgegenwärtig zu sein." |
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* Peter A. Bucky "Der private
Albert Einstein" Gespräche über Gott, die Menschen
und die Bombe. Peter A. Bucky ist heute Präsident der "Bucky
X-Ray International Ltd." in New York. Er hatte nahezu dreißig
Jahre lang engen persönlichen Kontakt zu Einstein. |
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