Suchen
Home
     
Historische Klarstellung Scotty beam me up!
Historische Klarstellung Unsere Besten
Historische Klarstellung Ausstellung
Zeitmaschine Zeitmaschine
Relativitätstheorie Sicht der CDU
Relativitätstheorie Relativitätstheorie
Historische Klarstellung Einsteins Tochter
Historische Klarstellung Klarstellung
  Aktuelles
 

WDR 12. Dezember 1999

 

Das letzte Geheimnis im Leben eines Genies gelüftet:
Die amerikanische Publizistin Michele Zackheim enthüllt das dramatische Schicksal von Einsteins verschwundener Tochter

 

Als die erst 1986 entdeckten Briefe von Albert Einstein und seiner ersten Frau 1996 im New Yorker Auktionshaus Christies versteigert wurden, war das eine Sensation. Die soge-nannten "Liebesbriefe", die 1897 beginnen, zeigen Einstein als verliebten jungen Mann, seine Studienkollegin Mileva als starke, un-abhängige und auf wissenschaftlichem Ge-biet Einstein ebenbürtige Persönlichkeit. Bis heute dauert der Streit um den Anteil Mileva Marics an den Forschungen zur Relativitäts-theorie an.

Doch die Briefe gewährten nicht nur intime Einblicke in die Beziehung zwischen Albert und seiner späteren Frau Mileva, sondern offenbarten auch die bis dahin unbekannte Geburt einer Tochter Lieserl im Januar 1902. "Ich habe es so lieb und kenns doch gar nicht", schrieb Albert Einstein 1902 an
Mileva Maric. Ein Heer von Einsteinbiogra-phen und -Forschern versuchte seitdem vergeblich, den Verbleib des Mädchens zu enträtseln.

Auch die amerikanische Publizistin Michele Zackheim war fasziniert von dem Geheimnis um Einsteins verschwundene Tochter. Michele Zackheim: "Der Hauptgrund, warum mich dieses Thema so fasziniert, war die Idee, dass eine Ikone des 20. Jahrhunderts wie Albert Einstein eine andere Seite hat. Und
ich war sehr neugierig, wie diese Seite aussah. Also hatte ich beschlossen, mich auf die Suche zu begeben."

Nach jahrelangen Recherchen in zahlreichen Archiven in den USA und in Europa, nach mehr als 100 Interviews mit Zeitzeugen und nach der Entdeckung völlig neuen, bisher unveröffentlichten Quellenmaterials gelang es ihr schließlich, Lieserls wahre Identität aufzudecken. Jetzt erscheint im List Verlag ihr Buch "Einsteins Tochter", das schon vor seinem Erscheinen in den USA eine heftige Kontroverse unter Einstein-Kennern hervorrief, an der sich unter anderem der renommierte Einstein- Biograph Abraham Pais und der Direktor des "Einstein Papers Project", Robert Schulmann, beteiligten.

Das Buch

Michele Zackheim erzählt in ihrem Buch nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Albert Einstein und Mileva Maric, sondern auch die Geschichte jener Frauen, von denen ange-nommen wurde, sie wären Einsteins Tochter Lieserl bzw. die vorgaben, es zu sein. Sie folgte den Spuren der Nonne Teodora, Julka Savics und der jüdischen Schauspielerin und Sängerin Grete Markstein. Doch die Fährten, von denen sie glaubte, sie würden zu Lieserl führen, erwiesen sich allesamt als falsch.

  Erst ein kleines vergilbtes Buch mit dem Titel "Die sexuelle Frage" von August Forel aus dem Jahr 1905 brachte Michele Zackheim auf die richtige Spur. Jahrzehntelang lag es ver-gessen auf einem serbischen Dachboden, bevor es zum Schlüssel für die Aufklärung von Lieserls wahrer Identität wurde. Michele Zackheim: "Ich fand das Forel-Buch auf einem Dachboden in Serbien. Und ich nahm es mit in die USA. Ich wusste, dass einiges in dem Buch unterstrichen war, aber ich hatte überhaupt keine Idee, worum es in dem Buch
ging. Ich legte es in meinen Kühlschrank, um es aufzubewahren. Und eines Tages sagte ein, Freund, der davon wusste, zu mir: 'Lass mich das Buch sehen.' Ich nahm es aus dem Kühlschrank und gab es ihm. 'Michele', sagte er, 'die Antwort, die du suchst, steht genau hier drin. Sieh, Mileva hat hier etwas unter-strichen. Etwas zu unterstreichen, erzählt eine Geschichte, es ist wie ein Tagebuch, eine private Aufzeichnung. Es war alles die ganze Zeit hier.'"

Der Vergleich mit Schriftproben aus den Briefen und den handschriftlichen Anmer-kungen an den Rändern des Forel-Buchs zeigten, dass es sich um Mileva Marics Handschrift handelte. Zusammen mit den markierten Textpassagen und den Aussagen zweier Interviews konnte Michele Zackheim die Ergebnisse ihrer jahrelangen Recherche endlich wie ein Mosaik zusammensetzen: Das unehelich geborene Mädchen, das die Mutter Lieserl nannte, litt unter dem Down-Syndrom, wurde verleugnet und sollte zur Adoption freigegeben werden. Doch zu einer Vermittlung ist es nie gekommen. Lieserl starb, von ihren Eltern verlassen, nach nur 21 Monaten. Albert Einstein hat die Tochter nie
besucht. Auf die Frage nach dem Motiv ant-wortet Michele Zackheim: "Lieserl hätte die Karriere des Genies schwer belasten können." Und die Mutter? Michele Zackheim: "Mileva liebte Albert so leidenschaftlich, dass sie hin und her gerissen war, zwischen dem Ehemann, dem möglichen, und dem Kind. Und ich glaube, es war eine schwere Entscheidung. Trotzdem reiste sie über ein
Jahr lang hin und her zwischen der Schweiz und Serbien, um das Kind zu besuchen. Es gibt keine Aufzeichnungen, wie sie reiste, als sie Einstein 1903 heiratete. Vor der Hochzeit fuhr sie sooft sie konnte. Ich glaube, erst als die Tochter 1903 starb, gab es kein Problem mehr. Die Entscheidung wurde für Mileva gefällt."


Michele Zackheim: Einsteins Tochter
List Verlag
ISBN 3-471-79215-5, Preis 44 Mark
Erscheinungstermin: 7.12.1999

 
    © 1998-2010 Anja Haselmann  - Rechte am Archivmaterial liegen beim jeweiligen Urheber         » » Zum Impressum