|
|
|
|
|
Einsteins
Haus in Princeton
* "Geht man die ruhigen Strassen von Princeton
entlang, spürt man, wie einem die Geister
und Legenden der Vergangenheit auf dem Fuße
folgen. Da geht hinter Dir Woodrow Wilson, einst
Präsident nicht nur der Vereinigten Staaten,
sondern auch der Universität Princeton. Auf
der anderen Straßenseite betrachtet Swetlana
Allilujewa - Stalins Tochter - die Schaufenster.
Etwas weiter vorn in der Starße, mit einem
Freund plaudernd, ist der berühmte Anthropologe
Ashley Montagu zu sehen. Ach ja- und vor Dir,
in einen alten abgerissenen Mantel gehüllt,
das Haar im Wind flatternd, tief in Gedanken den
Kopf gebeugt, geht der Geist von Albert Einstein.
|
|
|
Er war aber nicht
immer ein Geist. Fast zweiundzwanzig Jahre war der Mensch
Einstein lebendige Gegenwart in der Universitätsstadt.
Er kam im Herbst 1933 nach Princeton und tauschte die
intellektuelle Trostlosigkeit und physischen Gefahren
des Deutschlands der Nazis gegen ein Leben in Sicherheit
ein in einem Land, das in der Seele für viele Europäer
so andersartig ist.
Wie war es für Albert EInstein, im Alter von vierundfünfzig
Jahren in einem fremden Land Wurzeln zu schlagen? Zunächst
einmal war es kein armes Leben - wenn das auch nicht
an Einsteins Geschäftssinn lag. Dr. Abraham Flexner,
Direktor des Institute for Advanced Studies, hatte Einstein
eine Position an seinem Institut angeboten und gab ihm
praktisch einen Blankoscheck, auf dem der Gelehrte sein
Gehalt selbst einsetzen sollte. Einstein überlegte
sorgfältig, wieviel Geld er benötigen würde,
um in dem neuen Land bescheiden leben zu können.
Schließlich rechnete er die deutsche Währung
in US-Dollar um und kam zu dem Ergebnis, dass er 3.000
Dollar pro Jahr brauchen würde. Diesen Betrag teilte
er Dr. Flexner mit.
Zum Glück für Einstein nahm das Institut diesen
Vorschlag nicht an. Einstein, überrascht ob der
Weigerung und in der Annahme, er hätte zu viel
verlangt, fragte Dr. Flexner gleich: "Könnte
ich mit weniger auskommen?" Flexner, der die Sachlage
richtig erkannte, schlug vor, die Sache mit Mrs. Einstein
zu erörtern, die in geschäftlichen Dingen
doch besser bewandert war. Damals verbrachte Samuel
D, Leidesdorf, Einsteins Berater und buchprüfer,
wenigstend eine Stunde damit, dem Professor den Unterschied
in der Kaufkraft und in den grösseren Ausgaben
bei einem Leben in den vereinigten Staaten im Vergleich
zu Deutschland zu erklären. Einstein jedoch, trotz
Nicken und Zustimmung, war nicht völlig überzeugt.
Schliesslich bot das Institut 17.000 Dollar. Das war
fast sechsmal mehr, als Einstein ursprünglich gefordert
hatte. Aber noch immer konnte Einstein nicht vestehen,
wie er so viel Geld in einem Jahr ausgeben sollte, und
nach vielen weiteren Diskussionen zwischen ihm und dem
Institut um die Reduzierung des Gehaltes wurde es schliesslich
auf 16.000 Dollar festgesetzt, tatsächlich eine
ansehnliche Summe vor einem halben Jahrhundert, als
das durchschnittliche Einommen pro Kopf in diesem Gebiet
um die 1.500 Dollar betrug.
Wenn er auch in den grösseren Biographien über
Einstein nicht erwähnt wird, so war Samuel D. Leidesdorf
doch eine wichtige Figur in Einsteins Leben ...
Leidesdorf war in den Jahren, als Einstein in Amerika
lebte, einer der angesehensten Buchprüfer in Manhatten.
Er besaß mehrere Gebäude in der 42. Straße
und war verantwortlich für die Erhebung aller Geldmittel
für das Medical Center der Universität von
New York. (Wenn man die First Avenue und die 33. Straße
hinuntergeht, kann man heute noch auf einer Tafel, die
den LeidesdorfPark ziert, von seinen Leistungen lesen.
Bei EInsteins Ankunft in in den Vereinigten Staaten
hatte mein Vater mit Leidesdorf, einem engen persönlichen
Freund, im Namen des Physikers Kontakt aufgenommen,
um seinen Rat und seine Fachkenntnis für EInsteins
Finanzen zu nutzen (was auch notwendig war hinsichtlich
der Naivität des Wissenschaftlers in finanziellen
Dingen). Anscheinend hatte EInstein schnell Vertrauen
zu dem Finanzfachmann gefaßt, denn noch 1933 übergab
er ihm die fürstliche Summe von 15.000 Dollar mit
der Bitte, sie für ihn zu investieren. Leidesdorf
enttäuschte seinen Auftraggeber nicht: Beim Tode
des Wissenschaftlers erhielt seine Stieftochter Margot
aus dieser Investition 250.000 Dollar. Unter Leidesdorfs
wachsamen Auge hatte sich also Einsteins ursprüngliche
Investition in nur zweiundzwanzig Jahren verzehnfacht."
* Peter A. Bucky "Der private Albert Einstein"
Gespräche über Gott, die Menschen und die
Bombe. Peter A. Bucky ist heute Präsident der "Bucky
X-Ray International Ltd." in New York. Er hatte
nahezu dreißig Jahre lang engen persönlichen
Kontakt zu Einstein. |
|
|
|